Expo der Sammlung Pinault

Paris, 07.11.2021  Während überall auf der Welt Marmordenkmäler von ihren Sockeln gestürzt werden, um eine Revision der Kolonialgeschichte zu fordern, besuche ich eine Ausstellung in Paris, die mir wie ein Kommentar dazu erscheint. Der japanische Architekt Tadao Ando hat einem ehemaligen „Weizensilo“ mit einer wertvollen Kuppel, einer der ehemaligen Hallen von Paris, „neues Leben eingehaucht“. Nun ist es ein nagelneus Museum der Zeitgenössischen Kunst und ihre Künstler und damit ein kongenialer Rahmen für die Sammlung des französischen Industriellen François Pinault. Am Grund eines zentralen Runds, das sich zu vier Etagen aufschwingt, sind hier nur Objekte ausgestellt, die im Wachs zerfließen. In ihrer Mitte die exakte Nachbildung der Statue vom Raub der Sabinerinnen (1579-1582) von Giambologna in Florenz, dort ist sie…

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Neue Episoden 2021

Die Republikanische Meritokratie Paris, 05.11.2021  Der Ausdruck ließ mich aufhorchen, er bezeichnet beispielsweise einen aus dem ruralen Frankreich stammenden Schriftsteller, der sich bis zu den höchsten Höhen der französischen Intelligenz hat aufschwingen können. Die Rede ist von Daniel Roubaud, der aus einer Familie von Weinbauern und Lehrern aus der Champagne stammt, und der gestern feierlich in die Académie Française aufgenommen wurde. 1968, mit Zwanzig, war er ein militanter Linker, dann weiterhin sehr aktiv, bei der Zeitung Libération und in der Diplomatie (Malta), außerdem engagiert er sich seit Jahrzehnten für den Libanon. In seiner Dankesrede beginnt Roubaud mit eher nationalistischen Anklängen, gefolgt von einem ausgedehnten Name-dropping über die vielen Akademiemitglieder, die er gut kannte, bevor man ihn erkor. Im Zentrum seiner…

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