Tag zwei

Paris, 05.07. 2024  Nach meinem Eindruck steigt die Spannung noch weiter.
Gleichzeitig beginnt das ultrarechte Rassemblement National (RN) die Fassade zu verlieren.
Was wäre, wenn der RN wirklich die Zügel des Landes in die Hand bekäme? Immer mehr Institutionen, Vereinigungen und Verbände warnen vor den Folgen, die dies in ihrem Bereich hätte. Der Finanzsektor ist besorgt wegen der fallenden Kurse, aber hat auch Bedenken um die Gesamtwirtschaft, die Industrie, die Investitionen, die seit dem ersten Wahlgang auf Eis gelegt wurden.
Zum Rassemblement National brauchen die Zeitungsartikel nicht mehr in die Geschichte des Lepenismus zurückgehen. Die Partei demaskiert sich selbst mit den radikalen, rassistischen Aussagen seiner Kader und ihrer Nähe zu Russland. Zuletzt wurde sogar ein Mordaufruf bekannt, ausgesprochen auf einer Webseite gegen eine Liste von 97 Anwälten, die eine Klage gegen die Partei eingereicht hatten.

Doch es nehmen auch neue politische Figuren die Bühne ein, wie die Nummer Eins der französischen Grünen, Marine Tondelier, die zur Errichtung der Barriere gegen Rechts eine flammende Rede gehalten hat.
Andere haben eher ein Comeback, wie der ehemalige Präsident François Hollande. Er hat in seiner Hochburg im Departement Corrèze im ersten Wahlgang gesiegt, mit 37,6 % der Stimmen und gewinnt erneut die Aufmerksamkeit der Medien.
Ein Licht am Ende des Tunnels ist für mich die Nachricht, dass die Parteien der Mitte und die Linke eine Koalition planen oder, besser noch, vorbereiten, unter einem Präsident Macron, der allerdings etwas weniger im Lichte stehen würde (wegen seiner schlechten Umfragewerte), um das Land nach den Wahlen zu regieren. Eine Koalition verschiedener Farben, das ist in Frankreich nie dagewesen. Aber wie Marine Tondelier im Fernsehen es ausdrückte: „In diesem Land wird man bestimmt einiges ins Auge fassen müssen, das bisher noch niemand gemacht hat.“

Beate Thill

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