Wie steht es mit Notre Dame? / Et Notre Dame?

Paris, 14.05.2019  Tief getroffen von dem Unglück, hatte ich die Umgebung von Notre Dame bisher gemieden. Ich machte mir nur ein Bild, wenn ich die Rue Beaubourg entlangkam, wo man einen guten Blick auf das gesamte Dach der Kathedrale hat. Gestern war ich überrascht, dass die große weiße Plane über dem Loch in der Mitte fehlte und wieder ein Gerüst aufragte, fast wie vor dem Brand – nur ohne den spitzen Turm. Im Internet fand ich dann die Nachricht, dass die Arbeiten zum Schutz des Dachs bereits seit dem 26. April abgeschlossen sind, „dank der perfekten Koordination zwischen den verschiedenen Dienstleistern und Partnern, die zu den Arbeiten mobilisiert worden waren.“(Sputnik) Dies hat mich in meiner Hoffnung bestärkt, nun doch in…

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Le modèle noir

Paris, 12.05.2019  Das schwarze Modell, die aktuelle Ausstellung im Musée d´Orsay (bis 21.Juli), lässt sich anhand der verschiedenen Bedeutungen des Wortes Modell verstehen. Zunächst ist es die reale Figur, die Modell steht, das „Sujet“ oder „Subjekt“, das man auf dem Bild dargestellt sieht. Ist es eine Person „schwarzer Hautfarbe“, wird das Subjekt ambivalent. Das Modell steht auch für ein Vorbild, hier repräsentiert die Figur mit der schwarzen Haut den Anderen, mehr ein Zeichen, ein Symbol, als ein menschliches Wesen. Mit der französischen Kolonisierung Afrikas fand dieser Andere häufiger Eingang in die Malerei der Künstler, die alljährlich in Paris im Herbstsalon ausstellten. Auch umgab ihn zunächst die Aura des Exotismus und Orientalismus mit ihren klischierten Details, dazu angetan, die rassistische und…

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Ein Maler unserer Zeit /Peintre de notre temps

  Paris, 20.03.2019  Brian Maguire, Maler, geboren 1951 in Irland, „ist auf dieser Insel weit vor der Küste Europas aufgewachsen“, wie er es ausdrückt. Ich traf ihn am 17. März für ein (längeres) Interview anlässlich seiner Londoner Ausstellung, von dem ich hier einige Passagen zitieren will. Nachdem er anfangs das Ziel einer „sozialistischen Kunst“ verfolgte, meint er heute „nicht viel mehr zu verstehen außer seiner eigenen Existenz.“ Dabei kritisiert er die Konsumgesellschaft und „eine Kultur unter der Hegemonie ihrer Werte. Der Konsumismus braucht die Demokratie nicht.“ BT: Sie versuchen sich also als Künstler gegen alldies zu positionieren, ausgehend von Ihrer eigenen Existenz? BM: Wissen Sie, wie findet man heraus, was man tun kann? … Im Moment fokussiere ich mich auf…

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Antoine Emaz

Antoine Emaz Limite: 13.10.2013 ein wenig wie am Rand einer Klippe mit dem Meer im Blick eine Ursprache ein Durcheinander langer Wellen ohne Satz die Gischt schreibt, doch was man kann bleiben ohne Sinn lesen weiß auf Blau solange die Augen ohne Ende sehen wie die Wörter die Wellen sich brechen ihre Luft aushauchen als Atem für niemand aber eine so große Stille. (Übersetzung: Beate Thill; in: Cornelia Ruhe, ed. Zeitgenössische Literatur aus Frankreich. (Anthologie) Die horen, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik, No 267, 2017)   Paris, 16.03.2019   Antoine Emaz, Poète Français, né en 1955 à Paris, décédé le 3 mars 2019, à Angers; Französischer Dichter, geboren 1955 in Paris, gestorben 3.3.2019 in Angers. (Traduction Beate Thill) Limite:…

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Alfortville

Paris, 15.01.2019 Je veux vous raconter                                        Dies ist ein Bericht ma soirée de hier.                                            wie mein gestriger Abend verlief. J´étais à Alfortville par le metro 8      Mit der Metro 8 fuhr ich nach Alfort mais allant au salon-théâtre                            auf dem Weg zum Salon-Theater j´ai confondu                                                       verwechselte ich Ave du Général de Gaulle avec                   Avenue du Général de Gaulle mit Rue Charles de Gaulle                                        Rue Charles de Gaulle. et j´ai longé, dans le noir, à pied                    Zu Fuß und im Dunkeln kam ich tous ces bâtiment militaires              an einer Reihe Militärgebäuden entlang, intéressants mais qui ne menaient                   die interessant aussahen, pas au but.                                                           aber nicht ans Ziel. Complètement paumée                                     Ohne eine Ahnung, wo ich bin…

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Die „Rasse“ und die Uni/La „race“ à l´université

Paris, 13.01.2019  Der Beitrag des Chefredakteurs von Le Monde (12.1.19) berichtet von dem sich verschärfenden Konflikt an den französischen Universitäten zwischen den „Universalisten“, den Verfechtern der universellen Werte, und den „Dekolonialen“, meist jüngeren Wissenschaftlern in Soziologie und Politikwissenschaften, die aus ehemaligen französischen Kolonien stammen. Michel Guerrin weist auf die Paradoxie hin, dass einerseits der Begriff „Rasse“ 2018 aus der französischen Verfassung gestrichen wurde, dass dieser nun aber an der Universität als Kampfbegriff wieder auftaucht, und zwar benutzt von der anderen Seite, den ehemals Kolonisierten. Nach Michel Guerrin sind daran die „cultural studies“ schuld, die er grosso modo als schädlichen amerikanischen Import hinstellt. Guerrin nennt aber nicht den Grund für die Streichung des Begriffs der „Rasse“, nämlich dass die Auffassung von…

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„Gilets jaunes“

Paris, 04.12.2018  Samstag war Paris Schauplatz ausschweifender Demonstrationen der „Gelben Westen“, die die Hauptstadt den ganzen Tag bis etwa 20 Uhr in Atem hielten. Ich selbst wurde gegen 19 Uhr vor dem Musiktheater Gaîté Lyrique Zeugin, wie ein Trupp sehr junger Schläger in schwarzen Lederjacken durch die Straßen rannte, lange vorher schon angekündigt durch Geschrei und das Krachen von Metall auf Asphalt und das Splittern von Glas. Sie waren sehr schnell, griffen sich die Absperrgitter für ein Konzert und schleiften sie ein Stück die Straße entlang. Ich konnte mich vor ihrer hasserfüllten Energie in das Foyer des Theaters flüchten. Die Schäden an Gebäuden, Bushaltestellen und Privat-Pkws waren groß, abgesehen von den 3-5 Millionen Euro an Einnahmen, die den vorsorglich geschlossenen…

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Atelier Brancusi

Paris, 02.12.2018  In Paris weht ein starker Wind, es ist wirklich Herbst geworden. Die Schlange vor dem Centre Pompidou verspricht eine Wartezeit von mindestens einer halben Stunde im prasselnden Regen. Ein Ort der Kunst ganz in der Nähe empfängt Besucher gratis und ohne zu warten, das Atelier Brancusi. Es liegt halb versenkt unterhalb der Treppe, die zur Rue Rambuteau führt. Mit den drei Häuschen, die herausragen, ahmt der Architekt Renzo Piano, der auch das Centre Pompidou mit entworfen hat, die kleinteiligen Atelierbauten in der Impasse Ronsin des 15. Stadtviertels nach, wo sich das Atelier des rumänischen Bildhauers bis zu seinem Tod im Jahr 1957 befand. Man fühlt sich wohl, nicht nur, wenn man hier vor der Kälte Schutz findet. Die…

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Jean-Michel Basquiat

Paris, 12.11.2018  Diesen Bericht von der Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton (noch bis zum 14.1.2018) liefere ich schriftlich, (fast) ohne Bilder, bitte gehen Sie auf die Website der Fondation, um sie anzuschauen. Ich wollte nicht, wie viele andere Besucher, ständig fotografieren. Ich bin auch nicht der App zur Ausstellung gefolgt, denn ich wollte mich fokussieren, die eigenen Eindrücke wiedergeben – denn nach meiner Meinung spielt die Kunst, wo sie im Betrachter etwas in Bewegung setzt. Ich greife nur einige Bilder heraus und gebe wieder, wie ich sie erlebt habe. Neben meiner Begeisterung für moderne Kunst kann ich etwas zum Hintergrund der Show beisteuern, was zur Vertiefung des Erlebnisses beitragen kann. Als deutsche Übersetzerin des karibischen Kulturkritikers Edouard Glissant und…

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Die Jugendlichen / Les jeunes

Paris, 27.09.2018  Wieder einmal in Le Monde (vom 24.9.) ist ein Artikel über das Mobbing in den Schulen zu lesen, das Phänomen wird in den französischen Medien ebenso aufmerksam beobachtet und kommentiert wie in Deutschland, nachdem es für die Opfer noch schwerer zu ertragen ist, wenn die Erniedrigung nach der Schule auf Instagram weitergeht. Hier nennt man sie die „Populären“, die „angesagten“ Mädchen und Jungen mit den Markenklamotten und haufenweise Freunden in den sozialen Netzwerken, die andere, weniger selbstbewusste und wohlhabende Klassenkameraden von oben herab behandeln und hänseln. Offenbar waren im letzten Schuljahr quergestreifte Matrosenshirts in Mode, bei denen an der Breite der Streifen abzulesen war, ob sie von der „coolen“ Marke agnès b. oder aus dem Kaufhaus Monoprix stammten.…

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